Spielbericht aus der MZ
Ein 4:2 stand am Ende auf der Ergebnistafel des Sportparks in Eutzsch. In erklärende Worte umgemünzt heißt dies, dass sich im diesjährigen Fußball-Kreispokalfinale der Herren der SV Rot-Weiß Kemberg gegen Blau-Rot Pratau durchsetzte und den Pott mit nach Hause nahm. Somit hatte der Favorit zwar die Nase vorn, doch die Entscheidung ließ sehr lange auf sich warten. Denn nach der regulären Spielzeit stand es 0:0, ebenso nach der Verlängerung, erst im Elfmeterschießen fielen am Sonnabend die sechs Tore.
"Das Finale war spannend, weil es so lange dauerte, mehr aber auch nicht", so das Fazit von Bernd Geipel, Präsident des Kreisfachverbandes Fußball Wittenberg. Und mit dieser Meinung stand er offensichtlich nicht allein da. Je länger sich das Spiel hinzog, umso mehr Unzufriedenheit kam bei vielen der circa 750 Zuschauer auf. Manche warteten gar nicht mehr die Verlängerung und das Elfmeterschießen ab. Nach Meinung Geipels "haben beide Vertretungen in erster Linie Wert auf Taktik gelegt, keiner wollte groß was riskieren, wodurch die Attraktivität des Finales sichtlich gelitten hat". Dies versuchend zu erklären, ist sich der KFV-Präsident ziemlich sicher, "dass die doch sehr lange und anstrengende Saison ihre deutlichen Spuren hinterlassen hat, das war beiden Mannschaften anzumerken".
Dabei waren alle im Vorfeld der Partie von einem aufregenden Saisonhöhepunkt ausgegangen. Kemberg und Pratau standen sich schließlich ein Jahr in der Fußball-Landesklasse gegenüber. Die Rot-Weißen wurden am Ende der Serie mit dem Aufstieg belohnt, Pratau als Neuling in der Staffel offerierte sich für viele als Überraschungsteam der Saison, wollte nun noch dem neuen Landesligisten einige Hürden im Kreispokalfinale aufstellen. Was zum Teil - vorzugsweise im zweiten Abschnitt - durchaus gelang. Wobei auch Blau-Rot-Coach Bodo Schulz im Nachhinein analysierte, "dass die Risikobereitschaft heute sehr gering war und ich fairerweise zugebe, dass Kemberg vor allem in der ersten Hälfte die größeren Chancen hatte".
Dreimal wurde es in den ersten 45 Minuten vor dem Gehäuse der Pratauer so richtig gefährlich. In der 14. Minute ging ein erstes Raunen nach einem Lattenknaller der Kemberger durch die Zuschauerreihen. In der 33. Minute hatte Nico Geißler die Führung eigentlich auf dem Fuß, jedoch zischte das Leder am Netz vorbei, und nur zwei Minuten später wuppte der Ball erneut über das Tor. Es schien wie verhext, das Runde fand einfach nicht den Weg ins Eckige.
Das ging in Abschnitt zwei so weiter. Erneut Geißler (51.) aber auch Pavel Sedlacek (47.) und Martin Olejnik (78.) unternahmen ergebnislose Torschussversuche für Rot-Weiß. Der Unterschied war nun jedoch, dass die Pratauer ein ganzes Stück selbstbewusster aus der Kabine zurückkehrten und ihrerseits Chancen suchten.Und dann kam die bittere 83. Minute für den Pratauer Jörg Steiner. Er setzte sich im Strafraum durch, und plötzlich zappelte der Ball im Netz. Doch der Freudenjubel der Fans von Blau-Rot wurde jäh unterbrochen. Schiedsrichter Dietmar Wittig erkannte den Treffer wegen einer Behinderung des Kemberger Keepers nicht an.Laut Bodo Schulz eine Entscheidung, "die ich nicht ganz nachvollziehen kann, die wir aber natürlich akzeptieren mussten. Mir tat es nur sehr leid für Jörg, der sich mit einem tollen Tor von uns hätte verabschieden können. Er geht nämlich ins Ausland, wird uns somit leider nicht mehr zur Verfügung stehen".
Der Rest ist eigentlich rasch erzählt. In der Nachspielzeit glich die Partie den vorangegangen 90 Minuten, einige Aktionen, keine Erfolge. Also musste das Elfmeterschießen die Entscheidung bringen. Nico Geißler, Henry Reiß, Michal Fiala und Petr Elias versenkten die vier Treffer für Kemberg, für Pratau waren nur Jörg Steiner und Steven Schmidt erfolgreich. Coach Bodo Schulz war danach ziemlich sauer und enttäuscht, "weil wir die reelle Chance hatten, den Pokal zu gewinnen." Aber auch sein Amtskollege Jiri Andrusak zeigte sich keineswegs zufrieden. "Ja, am Ende finde ich, dass wir schon verdient gewonnen haben, wir hatten die größeren Spielanteile und mehr Chancen. Aber ich sage ebenso, dass dieses Finale nichts Besonderes war, wir haben schwach gespielt. Und ich möchte den Pratauern ein Kompliment machen, sie haben uns das Leben sehr schwer gemacht."
Also offiziell wegen Behinderung des Torhüter´s.